Kurze Geschichte des Deutsch-Französischen Internates
Das Konzept des Deutsch-Französischen Gymnasiums verlangt einen hohen Anteil französischer Schüler. Diese Schüler kommen schon seit der Gründung des Gymnasiums zu einem großen Teil aus dem benachbarten Elsass, aus Innerfrankreich und aus den französischen Garnisonsstädten in Baden-Württemberg und seit einigen Jahre auch aus anderen europäischen Ländern, Afrika und sogar Kanada.
Seit der Gründung des Deutsch-Französischen Gymnasiums im September 1972 wurden die französischen Schüler, die keinen Wohnsitz in Freiburg hatten, in verschiedenen Freiburger Jugend- oder Schülerheimen untergebracht. Diese Einrichtungen waren das Melanchthon-Stift in der Mercystrasse, das St. Luitgard-Heim in der Quäkerstrasse, das St. Ursula-Heim in der Landsknechtsstrasse und die Burse Markgraf von Baden in der Kartäuserstrasse.
Mit dem Anstieg der auswärtigen Schüler von anfänglich 10 auf über 30, wurde die Einrichtung eines Internates für das Deutsch-Französische Gymnasium immer dringender. Zudem war die Unterbringung der Schüler in verschiedenen Einrichtungen auch aus pädagogischen Gründen nicht sehr sinnvoll. Ganz abgesehen davon, dass die deutschen Gymnasien andere Ferienzeiten haben als das Deutsch-Französisches Gymnasium.
Nach zahlreichen Gesprächen zwischen der Landesregierung von Baden-Württemberg und der Stadt Freiburg, den Trägern des Deutsch-Französischen Gymnasiums, wurde im September 1979 im St. Georgs-Heim in der Habsburger Strasse, einem ehemaligen Studenten-Wohnheim der Erzdiözese Freiburg, das Internat des Deutsch-Französischen Gymnasiums eingerichtet. Gemäß den Vereinbarungen zwischen der Landesregierung und der Stadt Freiburg stand das Internat hauptsächlich den Schülern der französischen Abteilung des Gymnasiums offen, deren Familien in einer täglich nicht erreichbaren Entfernung von Freiburg wohnten. Schüler, die am Wochenende nicht nach Hause fahren konnten, durften das Wochenende im Internat verbringen, mussten sich aber selbst versorgen.
1979 betrug der Elternbeitrag für ein Kind 250,- DM. Dies war für kinderreiche Familien ein hoher Betrag. Deshalb konnten viele französische Familien nur ein Kind nach Freiburg schicken. Dieser Umstand war nicht befriedigend, da man keine Einrichtung nur für gehobene soziale Schichten wollte. Deshalb kam es 1988 zur Gründung der Internatsstiftung e.V.. Aufgabe der Internatsstiftung ist, durch Mitgliedsbeiträgen und Spenden Stipendien für bedürftige und leistungsfähige Schüler bereitzustellen. Im Durchschnitt können so jährlich 12 bis 15 Schüler mit Teilstipendien gefördert werden.
In der Aufbau-Phase des Internates wurden die anfänglich 35 Internen von einem Internatsleiter, der zugleich Lehrer mit reduziertem Deputat am Gymnasium sein sollte, einer Lehrkraft mit reduziertem Schuldeputat, einer Erzieherin mit 50 Prozent Arbeitszeit und einem Erzieher mit 100 Prozent Arbeitszeit betreut. Hinzu kamen noch 5 Studenten als pädagogische Hilfskräfte. Bis 1984 stieg die Schülerzahl, eigentlich nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda, schnell auf über 50.
Ende 1984 kündigte das Ordinariat Freiburg den Mietvertrag für die Räumlichkeiten des Internates in der Habsburger Strasse wegen Eigenbedarfs. Das Internat zog Ende des Schuljahres 1984/85 in das ehemalige Waisenhaus der Stiftungsverwaltung Freiburg in Freiburg-Günterstal, Klosterplatz 2a um. Die Schülerzahl stieg bis Anfang der 90iger Jahre auf bis zu 75 Schüler. Die Öffnung des Internates am Wochenende war nicht mehr nötig und wurde deshalb zurückgenommen. Offiziell war das Internat nun von Sonntag 18 Uhr bis Freitag 14 Uhr geöffnet.
Mitte der neunziger Jahre sank die Schülerzahl kontinuierlich. Die Gründe hierfür waren einerseits der Abzug der französischen Streitkräfte ab 1992 aus Baden-Württemberg und die Einrichtung eines Schulbusses aus Richtung Mulhouse und Colmar für Schüler des Deutsch-Französischen Gymnasiums. Dadurch konnten viele elsässische Familien auf das Internat verzichten. Andererseits wurde es für viele Oberstufenschüler interessant, in Freiburg Wohngemeinschaften zu gründen und so dem Reglement des Internates zu entfliehen.
Ab 2001 sank die Schülerzahl des Internats bis unter 45. Bei Stadtverwaltung und Landesregierung stellte sich die Frage, ob das Internat künftig noch gebraucht wird. Schulleitung und das pädagogische Team des Internates, zu dieser Zeit bestehend aus dem Internatsleiter, 2 Vollzeit-Erziehern, einer Erzieherin mit 50 Prozent Arbeitszeit, 3 Lehrkräften mit jeweils bis zu 15 Stunden Dienst im Internat und 5 studentischen Mitarbeitern, berieten, wie die Schülerzahl wieder über die 50iger-Marke gebracht werden könnte. Dieses Ziel wollte man zum einen durch eine Öffnung des Internates am Wochenende ohne Personalerhöhung erreichen, um mehr Schülern aus sehr weit entfernt liegenden Orten den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. Zum anderen sollte auf eine verbesserte Außendarstellung des Internates geachtet werden. So stiegen ab dem Schuljahr 2003/2004 die Schülerzahlen wieder langsam an. Der Fortbestand des Internates wurde von Trägerseite nicht mehr in Frage gestellt.
Seit dem Schuljahr 2014/15 wohnen nun um die 70 Schüler im Internat. Diese erfreuliche Entwicklung konnte durch ständige Verbesserung des pädagogischen Konzepts, Einrichtung von Stützkursen, breit gestreuten Freizeitangeboten und ständiges Bemühen um ein attraktives Erscheinungsbild des Internates erreicht werden. Gegenwärtig kümmern sich eine Internatsleiterin, fünf bis sechs Erzieher in Voll- oder Teilzeit, vier studentische Mitarbeiter, mehrere Lehrkräfte über Stützkurse, ein französischer Koch mit zwei Küchenhilfen, eine Sekretärin, zwei Hausmeister und zwei Reinigungskräfte um das Wohl der Internatsschüler.
Ein paar Fakten
- Gründung des Deutsch-Französischen Gymnasiums 1972
- Gründung des Deutsch-Französischen Internats
- 1984/85 Umzug in das Stiftungsgebäude in Günterstal
- 1988: Gründung der Internatsstiftung e.V.